Was haben der Kölner Dom, die Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin, die Wartburg und die Containerbauten am Silberkamp gemeinsam? Sie alle gehören (bald) zum UNESCO-Weltkulturerbe und damit zu Denkmälern von außergewöhnlichem universellen Wert.
Die Freude am Gymnasium am Silberkamp war groß. Pünktlich zum 1. April erklärte die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO), dass die im Herbst vergangenen Jahres fertiggestellten Container auf dem Lehrerparkplatz des Gymnasiums fortan als Weltkulturerbe anzusehen seien. „Für die Kommission war nach Sichtung der Unterlagen und Dokumentationen über die erfolgreiche Errichtung der Container direkt ersichtlich, dass es sich hierbei um ein außerordentliches Beispiel architektonischer und technologischer Schöpfung handelt, die einen bedeutsamen Abschnitt der Geschichte der Menschheit versinnbildlicht“, so der Vorsitzende des Aufnahmeverfahrens. Es sei vor allem die Symbiose aus minimalistischer Architektur und maximal-funktionalem Einsatz des Gebäudes, die den entscheidenden Ausschlag in der Bewertung der Kommission gegenüber Bauwerken wie dem Schloss Neuschwanstein gab:
Im Inneren erstrahlen die insgesamt acht Räume in gediegenem Alpinweiß, umgeben von schlichten Kunststofffenstern. Über zwei Türen pro Etage gelangen Schüler, Lehrer und Besucher gleichsam in die lichtdurchfluteten Flure. Funktionale Eleganz zeigt sich auch bei den dort befindlichen Hygienespendern. Das Äußere zieren die pompös anmutenden Stahltreppen, verbunden mit farblichen Zierelementen und den roten Abschlusskanten, die jedes Containerelement umrahmen. Die an der rechten äußeren Seite verlegten Kabel für Elektrik und Netzwerk vermitteln den Industriecharme, wie er ansonsten nur in Kulturbauwerken im Ruhrgebiet vorzufinden ist. Errichtet in einer Bauzeit von nur rund einem halben Jahr, offenbart sich der Zeitgeist der frühen 2020er Jahre.
Führungen und Zeitzeugenberichte
Für die Schulgemeinschaft bedeutet das neue Weltkulturerbe neben der Vorfreude gleichsam auch Herausforderungen. „Derzeit planen wir intensiv die Umstrukturierung des Lehrerparkplatzes. Wir rechnen im Jahr mit mehreren hunderttausend Besuchern und mehreren Reisebussen am Tag“, so die Mitglieder der schuleigenen Planungsgruppe. Der Lehrerparkplatz müsse hier, ebenso wie der Parkplatz am Lessinggebäude, weichen. „Auch denken wir darüber nach, welche Investitionen mit den erwarteten Millionen Euro an Eintritts- und Führungsgeldern getätigt werden sollen“. Der Eintritt in die Container soll folglich acht Euro pro Person kosten, für 15 Euro erhalten die Gäste eine exklusive Führung von Lehrern und Schülern inklusive authentischer Zeitzeugenberichte über den Unterricht in den Containern. Sorgenfalten bereitet der Planungsgruppe derzeit der Umstand, dass die Container aufgrund des nun einsetzenden Denkmalschutzes nicht mehr als Unterrichtsräume eingesetzt werden können.
Auch auf Schülerseite zeigen sich Respekt und Euphorie über das neue Weltkulturerbe. „Vor den Ferien haben wir hier immer mal Fußball gespielt“, bemerkt Schüler Tim Taler aus der 6g, „ein Ball ist auch schon auf das Dach geflogen. Damit hören wir jetzt natürlich auf“. Und Marie Meier aus dem 14. Jahrgang ergänzt „ich hatte in den letzten Wochen vier Stunden Unterricht und einen Corona-Schnelltest in den Containern. Eventuell verschiebe ich mein Abi um ein Jahr, damit ich den Besuchern als Nebenjob von meinen Erfahrungen dort berichten kann“.
Dieser Artikel erschien am 1. April 2020!