Gymnasium am Silberkamp
Zwei Schülerinnen erzählen vom Kolumbienaustausch

Im 1. Halbjahr der 11. Klasse verbrachten vier unserer Schüler*innen im Zuge eines neuen Austauschprogrammes drei Monate an der Deutschen Schule Barranquilla, in Kolumbien. Nach ihrer Rückkehr haben uns zwei Schülerinnen einige Fragen zum Kolumbienaustausch und ihrer Zeit vor Ort beantwortet.

Weitere Informationen zum Programm werden in diesem Artikel erläutert. Vielleicht bekommen jüngere Jahrgänge ja jetzt auch Lust, einmal an so einem Abenteuer teilzunehmen?

Wo hast du gelebt? Mit wem? Hattest du ein eigenes Zimmer? Wie war das Zusammenleben?

Ich habe in Barranquilla bei meiner Gast- bzw. Austauschschwester Gabriella und ihrer Familie gelebt. Dazu gehörten neben Gabriella noch ihre Mutter und ihr Vater, sowie ihre Großmutter. Ihre Schwester studiert in Bogotá, sodass diese nur in den Ferien einige Tage zu Besuch gekommen ist und ich in ihrem Zimmer gewohnt habe. Ich hatte also ein Zimmer für mich allein.  (Ella)

Ich habe in Barranquilla, ungefähr 10 Minuten von meiner Schule entfernt gelebt, mit meiner Mutter und meiner Gastschwester, Mein Vater war leider nur am Wochenende zuhause. Für die drei Monate habe ich in dem Zimmer von meiner Gastschwester alleine gelebt, sie hat immer bei ihrer Mutter geschlafen, außer als der Vater am Wochenende da war, da hat sie dann bei mir geschlafen.  Das Zusammenleben war harmonisch, die Mutter musste immer in Schichten arbeiten, […] insofern habe ich auch oft was mit meiner Gastschwester gemacht. (Josie)

Interessanteste / besonders andere Tradition, die du in Kolumbien kennengelernt hast?

Das ist nicht direkt eine Tradition, aber tatsächlich ist das Essen sehr anders. Du isst alles, wirklich alles mit Honig. Fleisch, Burger, Salat, man hat wirklich alles mit Honig gegessen. us deutscher Sicht gab es dort auch kein Gefühl für süß, sauer, salzig, man isst alles auf einmal. (Josie)

In Kolumbien sind die 15. Geburtstage etwas ganz Besonderes. Es wird riesig gefeiert und das teilweise größer als eine normale Hochzeit, die wir so kennen. Mit DJ, Live-Musik, gebuchten Stimmungsmachern, Sängern, edlem Essen, Fotoboxen usw. Auch das Outfit war ganz wichtig und wir mussten uns immer passend zu der Party ein Kleid kaufen, bzw. schneidern lassen, da die Partys verschiedene Dress-Codes und Mottos hatten, die man einhalten musste. (Ella)

Besonderheiten an der Schule: Was hat dir gut gefallen? Was war ganz anders? Wie hast du den Unterricht wahrgenommen?

Die Schule war nicht weit von unserem Haus entfernt und wir wurden jeden Morgen von ihrem Vater zur Schule gefahren. Die Schule dort beginnt sehr früh, sodass ich ca. um 5:15 Uhr aufstehen musste, was anfangs sehr ungewohnt und früh war. Der Unterricht begann um ungefähr 7 Uhr und ging bis 14:40. Wir haben dort somit jeden Tag in der Mensa Mittag gegessen. In den Fächern, die wir Austauschschüler nicht belegen mussten, hatten wir die Möglichkeit, in den dortigen Kindergarten zu gehen und zu helfen.  Dieser befindet sich mit auf dem Gelände der Schule, da die Kinder dort vom Kindergarten bis zu ihrem Abschluss hingehen können. Die Zeit im Kindergarten hat mir persönlich besonders viel Spaß gemacht. Die Kinder dort waren wirklich sehr niedlich und die Erzieher, die teilweise auch deutsch sind, waren sehr, sehr nett. (Ella)

[Die Schule hat] einen ganz anderen Stellenwert. Man hat länger Schule, von 07:00 Uhr bis 14:40 Uhr, aber die Art, wie man lernt, ist sehr anders. Viele Gruppenarbeiten, Arbeitsblätter zu zweit bearbeiten und einander helfen. Generell ist das Miteinander dort sehr wichtig, in meiner Klasse war nicht jeder befreundet, aber jeder hilft jedem und ist für jeden da. Wie ich schon erwähnte, hat mir am Besten an der Schule das Miteinander und die Menschen gefallen. Alle dort sind sehr offen und auch interessiert an dir. Viele kamen zu uns, haben uns Sachen über uns und Deutschland gefragt. Ganz anders war auch die generelle Stimmung, was schwer zu beschreiben ist. Es war einfach viel lockerer, entspannter und man hat sich einfach von allen willkommen gefühlt. Es gab keinen Stress, keinen Druck, jeder hat einen unterstützt. Auch die Zeit im Kindergarten war super. […] (Josie)

Das Leben von Jugendlichen in Kolumbien: Wo siehst du Unterschiede / Ähnlichkeiten?

Ein großer Unterschied ist auf jeden Fall die Selbstständigkeit der Jugendlichen. Wir Jugendliche in Deutschland können fast immer auf die Straße gehen, spazieren gehen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, allein mit Freunden in die Stadt, an einen See oder Essen gehen. In Kolumbien ist das nicht möglich. Dort ist die Gefahr, dass man ausgeraubt wird oder Ähnliches einfach zu hoch. Die Jugendlichen sind somit immer abhängig von ihren Eltern. […]. (Ella)

Also ich finde, man muss sich dabei erstmal bewusst sein, dass Kolumbien einfach generell ein anderes Land ist, was einfach nicht so sicher ist wie Deutschland. Es ist schon ein erheblicher genereller Unterschied. Also die Jugendlichen in Kolumbien sind tatsächlich nicht so selbstständig und frei wie man es hier gewohnt ist. Man macht dann doch schon manchmal eher Aktivitäten mit den Eltern. Man kann es sich auch nicht als Urlaub mit Freunden vorstellen, Wochenendausflüge hat man mit der Familie gemacht. […] Es ist eine andere Lebensweise, aber man gewöhnt sich daran. (Josie)

Fazit zu deinem Aufenthalt?

Ich bin auf jeden Fall froh, diese Erfahrung gemacht zu haben, auch wenn natürlich nicht immer alles perfekt war. Aber das muss einem klar sein, wenn man so etwas macht. Und dafür hat man wirklich sehr viele neue, tolle Erfahrungen gemacht, neue Dinge erlebt und ein komplett fremdes Land gesehen. Und diese tollen Erinnerungen waren es auf jeden Fall wert! Selbst wenn eine Erfahrung mal nicht so toll war, hat man etwas davon mitgenommen und vor allem auch gelernt, etwas eigenständiger mit Problemen umzugehen. Ich würde es deshalb auf jeden Fall weiterempfehlen, jedoch nur, wenn man bereit ist, sich auf etwas wirklich Neues einzulassen. (Ella)

Also mit meinem Wissen jetzt würde ich es auf jeden Fall nochmal machen, aber man muss auf jeden Fall offen für Neues sein. Die Wetterbedingungen waren vor allem am Anfang echt gewöhnungsbedürftig, alles ist anders, Die Menschen, die Natur, dein Leben, alles ist für die drei Monate einfach ganz anders. […] Meine Sprachkenntnisse haben sich schon verbessert, ich würde aber tatsächlich sagen, dass das nicht immer unbedingt Schulspanisch ist. Da besteht schon ein sehr großer Unterschied […]. […] Zusammengefasst war es eine Zeit mit vielen neuen Erfahrungen, die man in Deutschland nie erlebt hätte und die ich auch nicht mehr missen möchte. (Josie)

Fotos von Josie aus ihrer Austauschzeit