Gymnasium am Silberkamp
Bundesminister Hubertus Heil am Gymnasium am Silberkamp

Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales und Bundestagsabgeordneter, besuchte das Gymnasium am Silberkamp, um sich über digitale Unterrichtsmethoden und Entwicklungen seit der Corona-Pandemie zu informieren. Beim Besuch im Politik-Leistungskurs ging es auch um die Soziale Marktwirtschaft und die Fleischindustrie.

Wie sehr die Corona-Pandemie den Unterricht beeinflusst, beeinträchtigt und schlussendlich verändert hat, zeigte und erklärte die Klasse 11a dem Minister zu Beginn seines Besuchs. Bereits nach den Osterferien und während des Lockdowns wurden am Gymnasium am Silberkamp Videokonferenzen ins Leben gerufen, mit deren Hilfe Unterrichtsinhalte im Home-Office vermittelt wurden. Die Zahl von über 4500 durchgeführte Videokonferenzen beeindruckte auch Minister Heil, der ein großes Lob und seine Anerkennung an die Lehrkräfte und Schüler aussprach.  

Auf dem Tablet werden Texte bearbeitet und Ergebnisse mit anderen geteilt.

Mit Blick auf die Videokonferenzen berichteten die Schüler der 11a dem Minister dabei von ambivalenten Erfahrungen. Zum einen stellten Schüler und Lehrer fest, dass sich sehr viele Fächer in ein digitales Format übertragen lassen – im Fach Deutsch konnte an Dramenszenen gearbeitet werden, im Fach Mathematik wurden Graphen analysiert und im Fach Kunst wurde digital gezeichnet. Während der Zeit des Lockdowns waren die digitalen Konferenzen auch ein willkommenes Format zum Austauschen und Besprechen eigener Ergebnisse. Zum anderen merkte die Klasse jedoch auch an, dass die Arbeit im Home-Office sehr viel Eigendisziplin verlangt und der regelmäßige Austausch mit Lehrern und Schülern fehlt. Dem pflichtete Minister Heil bei, der anmerkte, dass sich vor allem auch im politischen Alltag die persönliche Begegnung im Verhandeln und Diskutieren nicht durch Videokonferenzen ersetzen lasse.  

Zu Hause und hybrid

Wie ein digitales Arbeiten während des Lockdowns und später im hybriden Unterricht, in dem eine Hälfte der Klasse in der Schule den Unterricht verfolgt, während die andere Hälfte von zuhause via Videokonferenz zugeschaltet wird, aussieht, demonstrierten die Schüler anhand von eigenen digitalen Unterrichtsaufzeichnungen. Dabei stellte die Klasse fest, dass ihnen die vielen Erfahrungen rund um den funktionalen Einsatz eines Tablets im Unterricht zugutekamen, die sie als Tablet-Pilotklasse das Schuljahr über gesammelt haben. Dies wurde auch deutlich, als Arbeitsweisen mit OneNote präsentiert wurden, in denen der Lehrer direkt in den digitalen Aufzeichnungen der Schüler Rückmeldungen hinterlassen konnte.

Der zweite Teil des Ministerbesuchs stand ganz im Zeichen der politischen Diskussion. Im Politik-Leistungskurs des zwölften Jahrgangs, der derzeit das Semesterthema „Soziale Marktwirtschaft zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ behandelt und sich darin schwerpunktmäßig mit sozialer Ungleichheit auseinandersetzt, wurde über die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie und den damit einhergehenden sozialen Ungleichheiten sowie Folgen für die Soziale Marktwirtschaft angeregt diskutiert. 

Bundesminister Heil unterstrich in der Diskussion seine Position, dass die Werkverträge innerhalb der Fleischindustrie verboten werden sollten, die aus seiner Sicht die Ausbeutung der Arbeitnehmer ermöglichen. Den Kurs interessierte hierbei neben möglicher Folgen der staatlichen Eingriffe in die marktwirtschaftlichen Prinzipien vor allem auch die Notwendigkeit eines weitergehenden Handelns mit Blick auf die (vollständige) Abschaffung beziehungsweise Reduzierung atypischer Beschäftigungsverhältnisse. Minister Heil pflichtete diesen Gedanken bei, unterstrich jedoch auch, dass es in der Wirtschaftsordnung der Sozialen Marktwirtschaft verschiedenste Zugangsmöglichkeiten für Arbeitsnehmer in den Arbeitsmarkt geben müsse. Viele Instrumente würden hier auch missbräuchlich eingesetzt werden – Ursache eines Niedriglohnsektors lägen dabei vor allem auch in ausbleibenden Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. 

Diskussion auf hohem Niveau

Insgesamt zeigte sich in der Diskussion auf einem sehr hohen fachlichen Niveau, dass es innerhalb der Sozialen Markwirtschaft immer wieder Ausprägungen von mitunter unerwünschten Entwicklungen gibt, deren gezielte Gegenmaßnahmen jedoch immer auch vor dem Hintergrund etwaiger Gefahren des staatlichen Eingriffs abgewogen werden müssen. Zu einer rundum gelungen politischen Diskussion trugen neben Minister Heil, der bereitwillig auf die Fragen des Kurses antwortete und die Schüler immer auch in die Rolle eines Entscheidungsträgers mitnahm, auch die Schüler des Politik-Leistungskurses bei, die sich sehr kenntnisreich im Themengebiet der Sozialen Markwirtschaft bewegten und sich auch nicht scheuten, einem Mitglied der Bundesregierung von zuhause oder aus der Schule die eine oder andere kritische Frage zu stellen. Und so ist es wenig verwunderlich, dass sich auch Bundesminister Hubertus Heil sehr angetan von der Diskussion zeigte und einem Vorschlag des Kurses auf einen Gegenbesuch in Berlin erfreut zustimmte.

Jacob Nolte
Klassenlehrer 11a, Kursleiter

Die Analyse einer Dramenszene – kreativ umgesetzt auf dem Tablet.